Verwirklichte Projekte
Auszüge aus Teilnehmerberichten früherer Projekte:

04.01. bis 27.03.1999
Südfassade Villa Giardino


Frank Schlecht,

Schreiner


Wir Schreiner wurden erstklassig betreut.
Zuerst vom Villa Palagione-Team, die immer für uns da waren und alles erstklassig organisierten, seien es der Sprachkurs oder auch die Ausflüge.
In Ponsacco wurden wir super von der Familie aufgenommen, die uns bekochte und voll integrierte. Außerdem betreute uns Pietro Marcelloni, der für uns immer alles organisierte, was wir wollten. Ebenso der Bürgermeister von Ponsacco, der für uns eine Führung bei Piaggio, den Besuch der Marmorsteinbrüche in Carrara und den Besuch bei einem Restaurator des Pisaner Doms organisierte.
Für mich waren die drei Monate eine kurzweilige, lehrreiche und einfach nur schöne Zeit, da ich nicht nur unter uns Deutschen, sondern auch unter den Italienern neue Freunde kennen gelernt habe. Das Kennenlernen der italienischen Mentalität und Lebensweise, die Sprache und die Offenheit der Italiener war für mich eine neue und schöne Erfahrung. So wurden wir von Italienern zum Essen eingeladen, aber auch wir kochten für die Italiener schwäbische Gerichte. Dadurch kam es zu vielen interessanten Gesprächen und zu neuen Freundschaften.

 
Katrin Weiss,
Maler- und Lackiererin

In unserer "Giardino" wurde mehr gearbeitet als anfänglich vorgesehen war, weshalb wir am Ende ganz schön in Zeitdruck kamen. Die Arbeit selbst war nicht sehr viel anders als daheim, auch weil auf der Baustelle fast aus- schließlich Deutsch gesprochen wurde; Italienisch eigent- lich nur mit den Materiallieferanten und dem Architekten. Es wäre schön gewesen, mit den italienischen Kollegen zusammenzuarbeiten. Aber so blieben die italienischen Bauvokabeln fast ungenutzt - schade. Genauso gerne hätte ich einmal einem Restaurations- oder Freskenmaler auf die Finger geschaut und von ihm gelernt. Interessant war, wie sich die Materialien von denen zu Hause unterscheiden und wie in Situationen, in denen nicht das Entsprechende bei der Hand war, improvisiert werden musste. Ich habe noch nie in einer so großen WG gelebt. Man muss sich halt zusammenraufen. Einige vermisse ich schon sehr. Die unkomplizierte und direkte italienische Lebensart ist zwar anders, aber mir scheinen die Leute dort zu- friedener zu sein. Den Grund dafür habe ich in den drei Monaten erfahren. Ich bin um eine Sprache reicher, was meiner Reiselust und Neugier an anderen Ländern und Sitten sehr zu- träglich ist. Alle, die mit Menschen arbeiten wollen, sich im Bereich der Menschenführung aus- und weiterbilden wollen und die deutsche Sicht- und Lebensweise ablegen wollen, sollten unbedingt an solch einem Projekt teilnehmen. Nix erwarten, sich darauf einlassen. Ich will wieder heim!!! 02.01.-

 
26.03.2000 Westfassade

Erdmuth Johannes Burg,

Steinmetz und Steinbildhauer
Die Zeit, welche neben den Restaurierungsarbeiten an der Villa Giardino übrig blieb, nutzte ich für das Praktikum bei der Firma Alabastri Ditta Rossi als Steinbildhauer. Hier lernte ich, den Alabasterstein zu bearbeiten. Dieser Stein ähnelt dem Speckstein; jedoch gehört Alabaster zu den Setimentgesteinen und kommt hauptsächlich in der Gegend Volterras vor. Er ist also für einen deutschen Steinmetz ein neues Material, bei dem sich ganz neue Möglichkeiten, vor allem im Bildhauerischen auftun. In dieser kleinen, perfekten Werkstatt mitten in den schmalen Gassen Volterras konnte ich in das unkomplizierte italienische (Betriebs-) Leben einsteigen. Auf jeden Fall habe ich in dieser Zeit (die kürzesten drei Monate meines Lebens) sehr viel gelernt, gesehen und erlebt; gerade auch durch die Rahmenveranstaltungen, die von den dortigen Betreuern durchgeführt wurden. Und ich denke, ich werde viel von dieser Zeit in meine Zukunft mit hineinnehmen und davon profitieren. Ich wünsche jedem Junghandwerker, dass er Ähnliches erleben kann und dass dieses Projekt noch lange durch- geführt wird, damit Volterra ein Zentrum europäischer Junghandwerktalente werden kann.

 
Anja Lindemann,
Buchbinderin
Ich arbeitete in einer kleinen Buchbinderei in Volterra, bei der ich mir in Sachen Restaurierung Einiges abschauen konnte. Auch die Papierherstellung durch getrocknete Blumen und die Alabastermalerei waren für mich von Nutzen. Nur sprachlich gab es hin und wieder kleine Probleme. Gerade im fachtechnischen Bereich war es oft schwierig, sich nicht in Gehirnverknotungen zu ver- lieren . Doch die Italiener gaben sich sehr viel Mühe mit uns und zeigten viel Geduld bei unseren Sprachversuchen. Ich persönlich möchte auf alle Fälle am Italienisch dran bleiben und ich werde garantiert zurückkehren.


 
07.01. bis 31.03.2001
Nordfassade


Katrin Hoffmann,

Konditorin
In der Konditorei von Andrea konnte ich eine Menge neuer Dinge kennen lernen, denn das Konditoren- Handwerk von Italien unterscheidet sich wesentlich vom deutschen Konditoren-Handwerk. Mit viel Herzlichkeit und Freude wurde mir die Herstellung italienischer Spezia- litäten gezeigt und beigebracht. Ebenso waren meine italienischen Arbeitskollegen an meinem Wissen und Können interessiert und ich durfte dies auch einbringen. Auch die Arbeit im Café "L'Incontro" hat mir sehr viel Spaß gemacht und war eine willkommene Abwechslung in meinem bisherigen Berufsleben. Im "L'Incontro" war ich als Barfrau tätig und konnte somit an der italienischen Lebenskultur teilhaben und ein Stück davon werden. Ich habe nicht nur beruflich viel Neues dazugelernt, nein auch menschlich bin ich sowohl an den positiven als auch negativen Erfahrungen (die wirklich selten waren) gewachsen. Mit Gewissheit kann ich sagen, dass ich in diesen drei Monaten viel für mein Leben gelernt habe und möchte diese Erfahrung und die Zeit nicht missen. Ich wünsche mir, dass ich mir die mitgebrachte italienische Lebensfreude ein Stück weit erhalten kann und auch die Herzlichkeit in mir behalte. Ich bin stolz, dass ich all das erleben durfte. Danke!
 
Jens Felten,
Maurer
Anfang Februar begannen wir mit der Arbeit in der Villa Giardino. Nach einigen anfänglichen Missverständnissen und Klärung der Aufgaben durch den Architekten machten wir uns an die Arbeit. Priorität hatte natürlich die Nord- fassade, die wir alle gemeinsam in Angriff nahmen. Sogar die beiden Konditorinnen waren tatkräftig mit dabei. Das Interessante an diesem Projekt war, dass man während dieser Zeit nicht nur in seinem Beruf tätig war, sondern auch viele andere Fertigkeiten lernte. Zum Bei- spiel das Einglasen der Fenster mit Terrakottakitt, das Streichen der Fensterrahmen oder das Weißeln der Eingangshalle der Villa Giardino. Es waren drei tolle Monate, die ich nicht so schnell ver- gessen werde. Ich habe viele Freunde gewonnen. Die Gruppe hat sich prima verstanden, abgesehen von kleinen Reibereien, die wir aber alle gut gemeistert haben. Die Mentalität und Offenherzigkeit der Italiener ist be- eindruckend, ganz anders als in Deutschland. Die Arbeitsmoral (piano, piano) wäre auf Dauer allerdings nichts für mich. Es war eine schöne Zeit in der Toskana, und jeder, der die Chance auf ein Auslandspraktikum bekommt, sollte sie nutzen.
 
06.01. bis 07.04.2002
Ostfassade


Bettina Boden,

Maler- und Lackiererin
Es wurde uns eine derart selbstständige Arbeit in der Villa Giardino gestellt. Mit unserem gebrochenen Italienisch haben wir uns mit Händen und Füßen ver- ständigt. So mussten wir andere Materialien und Ma- schinen auf eigenem Weg beschaffen, was nicht immer so einfach und selbstverständlich war. Die Fassade der Villa war die reinste "Ruine", die mit sehr viel Handarbeit und Nerven bearbeitet werden musste. Die Fenster wurden bis auf das rohe Holz ab- gebrannt und dreimal wieder lackiert, sowie neues Glas eingesetzt. In Deutschland würden wir so alte Bauwerke erst gar nicht mehr renovieren und schon gar nicht ohne moderne Maschinen und das exakte Material dazu. Es war sehr interessant, unter solchen Voraussetzungen zu arbeiten. Der dreimonatige Aufenthalt in Volterra war in vielerlei Hinsicht hilf- und lehrreich. Die Sprache zu erlernen und mit 14 verschiedenen Charakteren in einem Haus zu leben, war bestimmt nicht für alle einfach. Es traten Probleme auf ohne eine Lösung zu finden, was die Gruppe untereinander betraf. Abwechslungsreich war die italienische Arbeitsplanung und Problembewältigung. Im Vergleich zum Alltag in Deutschland lief der Arbeitstag ganz anders ab. Es war wunderschön, die toskanische Arbeitswelt mit allen italienischen Hindernissen kennen zu lernen.  
Matthias Bugge,
Friseur

Am 5. Februar war es dann endlich soweit und ich hatte meinen ersten Tag bei Silvia und Jlaria. Tamara und Brunella von den G.I.A.N.'s haben mich das erste Mal dorthin begleitet. Es war schon witzig, wie wir uns die erste Zeit im Salon "L'ARRUFFACAPELLI" nur mit Händen und Füßen verständigt haben, aber mit der Zeit wurde es immer besser. Zum Schluss war die Sprache überhaupt kein Problem mehr. Die Arbeit im Laden war eine zum Teil neue Erfahrung für mich, weil die Mentalität in Italien und die ganzen Abläufe etwas anders sind als in Deutschland. Es ging alles "piano, piano". Natürlich konnte ich mir etliche Tricks und Kniffe von meinen beiden Damen abschauen, aber ich glaube, sie auch von mir; besonders auf dem Gebiet der Strähnen- technik. Es hat sich gezeigt, dass ich in Deutschland eine gute Ausbildung hatte. Wenn ich heute auf die vergangenen drei Monate zurückblicke, bin ich sehr dankbar dafür, dass ich die Möglichkeit hatte, so vieles über Land und Leute kennen zu lernen und dabei viele neue Freunde gewonnen habe.

 

 
05.01.2003 bis 06.4.2003
Teatrino Santa Chiara


Stephan Allmendinger,

Metallbauer

Anfangs war alles sehr unentschlossen und meiner Meinung nach schlecht organisiert. Ich bin mit dem Gedanken dorthin gefahren - so wurde es mir mitgeteilt - eine Rollstuhlrampe mit dem Geländer anzufertigen. Daraus wurden Modelle für Lampen. Meine ersten Tage und Wochen bestanden darin, Entwürfe und Skizzen von Wandleuchten und Kronleuchtern für das Theater zu erstellen. Danach ging ich mit den Zeichnungen nach La Sterza zu Stefano Ghelli, ein für mich großartiger Metallgestalter. Dort fertigte ich nach meinen Zeichnungen Modelle im Maßstab 1:1 an. Die Beziehung zu Stefano war sehr eng. Ich wurde fest in eine Familie eingebunden und war dort täglich zum Essen eingeladen. Schade, dass seitens des Architekten wenig Kommunikation stattfand, sonst wäre noch mehr möglich gewesen. Stattdessen arbeitete ich viel an den Objekten von Stefano mit. Dadurch habe ich einige neue Erfahrungen in Sachen Metall gemacht. Durch dieses Arbeiten entstand zwischen Stefano und mir eine Freundschaft, die sicher weiter bestehen bleiben wird. Ich habe vielleicht beruflich nicht unbedingt viel Neues dazugelernt, doch habe ich auf menschlicher Basis so viele Eindrücke und Erfahrungen gesammelt, dass ich es nicht missen möchte, dort gewesen zu ein. Oft sind es die kleinen Dinge, die große Eindrücke hinterlassen.

 

 
Jochen Gorhan,
Stuckateur
Mein Arbeitsplatz als Stuckateur war das Teatro des Alten-und Pflegeheims "Santa Chiara". Meine Kollegen und ich hatten die Aufgabe, den Bühnen- bereich des Theaters zu restaurieren. Es war interessant, einmal wie zu Großvaters Zeiten zu verputzen, ohne großen Einsatz von Maschinen und einer begrenzten Auswahl an Werkzeugen. Das Improvisieren war sehr gefragt, weil man nicht alles mehrfach besaß. Ein Lob auch an unseren tapferen Maler, der uns sehr geholfen hat und an unseren italienischen Vorarbeiter - Guilio - der immer die Ruhe in Person war. Durch uns ist auch das Kind im Manne bei ihm so richtig aufgeblüht. Also könnte man sagen, dass wir trotz der Arbeit eine Menge Spaß miteinander hatten. Die Mittagspause war ein Genuss für die Seele, wenn wir auf der Mauer im Park von Santa Chiara saßen und die Sonne genossen. Die Gemeinschaft in unserer Gruppe war phantastisch. Sie wurde auch so von manchem Eckpfeiler gestützt. Manche Menschen strahlen einfach ohne viel Worte eine immense Autorität aus, die die Gruppe zusammen- hält. Ich kann nicht sagen, dass ich den einen oder anderen vergessen werde; denn jeder ist einfach unvergesslich. Wir sind so tolle "Leo's 2003". Die Gruppo Italiano Amici della Natura, ein genialer Haufen, der sehr aufgeschlossen ist und viel Freude am Leben hat. Die Ausflüge, die von der Gruppe organisiert wurden, brachten uns eine Menge Spaß, aber am besten waren immer noch die ausgiebigen Abendessen.