Am Anreisetag in Volterra wurden wir herzlichst von den G.I.A.N.'s empfangen
und gastfreundlich in Il Vile untergebracht. Der erste Monat bestand aus
dem Sprachkurs und zahlreichen Exkursionen. Das abwechslungsreiche Programm
war zwar anstrengend, aber hatte einen rießigen Spaß gemacht. Und das
Wichtigste: wir konnten uns gut und allmählich einleben.
Im zweiten Monat war das Theater Santa Chiara in Aussicht. Die ersten
drei Wochen beschäftigten wir uns mit dem "Rumsitzen" und dem "Aushelfen"
einiger Kleinigkeiten. Nachdem die Fliesenleger und die Bodenschleifer
ihre Arbeiten abgeschlossen hatten, hatten wir zirka eine einwöchige Material-Warteschleife,
bevor wir mit den hauptsächlichen Arbeiten beginnen konnten. Durch dauernde
Veränderungen (Farbtöne, Arbeitstechniken.....) im Theater wurden unsere
Arbeiten nochmals erschwert.
Für mich war das Projekt eine große persönliche Erfahrung, nicht in der
Hinsicht des zwischenmenschlichen Zusammenlebens in der Gruppe oder der
Arbeitsmoral der Italiener, sondern in der Hinsicht, für ein viertel Jahr
in einem fremden Land zu leben. Hinter die Kulissen des Mythos "Toskana"
zu sehen, deren Kultur und Alltagsphilosophien zu studieren und um schlussendlich
ein Stück davon mitzuerleben.
In beruflicher Hinsicht war ich von dem Projekt Leonardo enttäuscht. Schlechte
Organisation auf der Baustelle, ausgehend vom Architekten, der die abgesprochenen
Termine auf der Baustelle entweder verspätet oder gar nicht wahrnahm.
Die Einbringung von Farbtönen und Arbeitstechniken unsererseits wurden
nicht angehört oder ohne triftigen Grund abgelehnt, wenn es dazu kam.
Obwohl in Stuttgart bei der Vertragsunterzeichnung von uns kreative Gestaltungsmöglichkeiten
und Ideen gefordert wurden, hatten wir keine Möglichkeiten, diese einzubringen.
Auf der Bauzeichnung wurden verfälschte Maße eingetragen oder es fehlten
welche. Eine direkte ansprechende Fachkraft hat auf der Baustelle gefehlt,
die die sprachlichen und arbeitsnotwendigen Fragen vor Ort beseitigt hätte.
Fazit: In beruflicher Hinsicht bin ich enttäuscht worden. Diese Gelegenheit
würde ich nicht noch einmal wahrnehmen. Die Erfahrung, für eine längere
Zeit in einem fremden Land zu leben, vor allem in der Toskana, hat mein
Leben ziemlich verändert. In persönlicher Hinsicht bereue ich daher diesen
Aufenthalt nicht und freue mich auf weitere neun Monate.
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