Am 04. Januar begaben wir Leonardo's uns auf den Weg nach Volterra, um
dort unser dreimonatiges Praktikum anzutreten. Nach ca. zehnstündiger
Fahrt erreichten wir unsere Unterkunft in Il Vile, das Naturfreundehaus
der G.I.A.N.'s, welches ca. zehn Kilometer von Volterra entfernt liegt.
Nach unserer Ankunft zeigte uns Mario (der Vorstand der G.I.A.N.'s) zuerst
das Haus, in dem wir untergebracht wurden und abends bereiteten die Naturfreunde
für uns ein ausgiebiges Essen zu. An diesem Abend lernten wir schon viele
Leute kennen, die uns in den weiteren Wochen immer wieder mit ihrer freundlichen
Art unterstützt haben.
Am nächsten Tag ging es dann in die Villa Palagione, welche die zweite
Anlaufstelle für uns Leo's war. Zusätzlich fand dort im ersten Monat unser
Sprachkurs statt. Nach einer kurzen Einführung in unser zukünftiges Programm
wurden wir in zwei Lerngruppen eingeteilt, in denen uns von den beiden
Lehrern Paola und Duccio die italienische Sprache beigebracht werden sollte.
Es fiel ihnen vielleicht nicht immer ganz leicht, aber mit viel Spaß und
Humor gelang es Ihnen dann doch noch, uns die Sprache näher zu bringen.
Während dieses Monats unternahmen wir auch einige Ausflüge mit den G.I.A.N.'s,
bei denen wir die italienische Kultur und Lebensweise besser kennen lernen
durften. Die Ausflüge gingen zum Beispiel in eine Kupfermine, auf einen
Biobauernhof, in ein Alabastermuseum oder nach Vinci ins Leonardo-Museum.
Ein weiteres Highlight in diesen vier Wochen war für uns ein einwöchiger
Alabasterkurs, der ebenfalls in der Villa Palagione stattfand. Dabei konnten
wir unsere Phantasie mal richtig entfalten und eine eigene Skulptur aus
Alabaster anfertigen. Mit der Hilfe von Alessandro, der uns mit seinem
Wissen zur Seite stand, gab es am Ende der Arbeit einige schöne Ergebnisse
zu bestaunen.
Am 5. Februar begann ich meine Arbeit im L'Incontro, eine Cafe-Bar im
Zentrum von Volterra. Dort wurde ich am ersten Tag schon herzlich von
meinen Kollegen Djego und meinem zukünftigen Chef Andrea begrüßt. Ich
lernte in dieser Zeit eine große Vielfalt an italienischen Konditoreiprodukten
kennen. Andrea hat mir viele neue Arbeitstechniken zeigen können und er
gab mir auch die Gelegenheit, diese an einzelnen Produkten anzuwenden.
Die Produktpalette dieses Betriebes reichte von Kleintorten und Blätterteiggebäcken
bis hin zu Pralinen und Kuvertürearbeiten. Speziell an Ostern konnte ich
sehen, was es für Möglichkeiten in der Ostereierherstellung gibt und welche
Techniken dabei in Italien angewendet werden.
Aber nicht nur die italienische Arbeitsweise in dieser Konditorei hat
mich begeistert, sondern auch die Freundlichkeit und die Geduld, die mir
entgegengebracht wurde hat mich fasziniert. Normalerweise sollte ich auch
einen Monat meines Praktikums in der Bar hinter dem Tresen mitarbeiten,
aber da meine Italienisch-Kenntnisse ziemlich schlecht waren, durfte ich
die vollen zwei Monate in der Backstube verbringen, was mir auch sehr
recht war. Natürlich haben wir Leonardo's diese drei Monate nicht nur
mit "Arbeiten" verbracht, sondern es gab auch das eine oder andere Fest,
das meist von den G.I.A.N.'s organisiert wurde. Es gab zum Beispiel das
Befanafest, an dem die Kinder in Vile von einer guten Hexe Geschenke bekamen
oder der Carnevale, an dem wir Leo's uns mal richtig rausgeputzt haben.
Aber nicht nur an bestimmten Festtagen haben sich die Naturfreunde um
uns gekümmert, sondern sie kochten auch oft abends für uns ein reichhaltiges
Mahl (was auch zu der Sauberkeit unserer Küche immer wieder beitrug).
Das Leben in der Gruppe mit 19 verschiedenen Leuten war nicht immer einfach,
weil einige ihre Dienste nicht so ganz ernst genommen haben, wie sie es
eigentlich sollten. Doch durch das miteinander reden konnten größere Konflikte
beseitigt bzw. vermieden werden.
Leider gab es des Öfteren einige Zurechtweisungen von Mario, der unsere
Chaos-WG wohl nicht so toll fand. Er hatte vermutlich Angst, dass sein
Naturfreundehaus wieder zu einem "Saustall" umfunktioniert wird. Zur kleinen
Information: Il Vile war früher ein Schweinestall, bevor daraus ein Naturfreundehaus
wurde. Durch besänftigende Worte konnten wir Mario aber meistens wieder
beruhigen, so glaubten wir zumindest.
Mein persönlicher Eindruck dieses Projektes fällt vielleicht ein bisschen
besser aus wie von manch anderem hier, denn ich konnte in Italien sehr
viel Neues lernen, sowohl beruflich als auch menschlich. Diese sind sogar
so gut, dass ich noch weitere acht Monate in Volterra arbeiten werde und
auf diesem Wege hoffentlich noch viele Erfahrungen sammeln kann. Was danach
kommt, das steht noch offen. Man wird sehen. Zum Schluss will ich mich
an dieser Stelle noch bei allen Leuten ganz herzlich bedanken, die sich
um uns in diesen drei Monaten so gut gekümmert haben.
Ein dickes "Grazie" an alle.
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