Leonardo-Projekt 2013
in Volterra

3. Januar bis 29. März 2013
7.- 12. Woche
Arbeitsbereiche

Die Comune
Das für die Comune zuständige Team bestand aus Gina, Marcel, Toni, Madeleine, Lukas und Fabian. Unser Arbeitsplatz ist das oberste Stockwerk des Palazzo Pretorio, ein alter Palazzo am Marktplatz. Unsere Aufgabe war es das komplette oberste Stockwerk zu sanieren. Die Arbeit begann mit der Demontage der vorherigen Installationen und dem Rückbau alter Zwischenmauern aus vergangenen Tagen. Anschließend ging es dann sofort an die Freilegung der antiken Turmmauer, die in zwei Räumen zu sehen ist. Sie wurde neu verfugt und gesäubert.
In den restlichen Räumen wurde teilweise ein neuer Putz aufgetragen und Wände auf italienische Weise begradigt. Als dies getan war, kamen sogleich die Verlege-Arbeiten des toskanischen Cotto in Gang. Der Boden und die Art der Verlegung ist sehr typisch für diese Region Italiens. Die Wände und die Decke wurden weiß gestaltet, ein roter Streifen am Fußboden entlang, der die Optik der Räume ins Positive veränderte, wurde auch angebracht. Die Elektro-Installation wurde ziemlich zurückhaltend vorgenommen, da die spätere Nutzung der Räume nur teilweise feststeht. Alles in Allem hatten wir eine wunderbare Zeit, zu der unsere vorbildlichen Capo´s Massimo, Daniele, Mauricio, Marco und Armando einen sehr großen Teil beitrugen. Die Arbeit mit ihnen machte uns viel Spaß und war auch handwerklich sehr interessant und immer wieder überraschend. Solch ein kollegiales Arbeitsklima war nicht nur angenehm, es fühlte sich sogar fast familiär an. Diese Freundschaft sollte auf jeden Fall bestehen bleiben und ein erneuter Besuch in Volterra ist sicher schon in jedem unserer Köpfe in Planung.
Wir bedanken uns recht herzlich und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen!

Die Klosteranlage Badia

Die Badia, ein wunderschönes über tausend Jahre altes Kloster. Hier arbeiteten Franziska, Saskia, Tabea, Richard und Cornelius. Die Badia besteht aus einer rechteckig geschlossenen, zweistöckigen Gebäudeform und einem Keller. Im Zentrum des Innenhofs liegt eine große Zisterne mit Brunnen. Über einen großen Treppenaufgang, dessen Wände und Decken mit Stuckleisten, Stuckrosetten sowie zahlreichen Ornamenten aus Stuck dekoriert sind, gelangt man in den zweiten Stock. Hier befinden sich zahlreiche kleinere aber nicht weniger beeindruckende Räume mit zum Teil sehr gut erhaltenen Kreuz- und Tonnengewölben. Im direkten Anschluss an das Kloster befindet sich die Ruine einer alten Kirche, welche eine beeindruckende Größe hat. Leider ist sie bis auf einen Teil des Altarbereichs und den Grundmauern zerfallen.
Als letzter sehr gut erhaltener Teil der Badia zählt der Keller, welcher aus einem Weinkeller, sowie einem neuzeitigeren Stall, einem Raum mit einer riesigen Wein oder Olivenpresse, einem normalen Raum besteht. Außerdem gibt es einen langen flurartigen Raum der zu weiteren Wohnräumen und einem seit vielen Jahren zerfallenen Gebäudeteil der Badia führt. Dies ist unser erster Einsatzbereich. In den riesigen und beeindruckenden Gewölben des alten Klosters begannen wir die alten Glasflaschen, Dosen und sonstigen Müll zu sortieren und zu entsorgen. Dann teilten wir uns in kleinere Grüppchen auf, wo Saskia und Richard begonnen, im ersten Raum die Wände von dem losen und schadhaften Putz zu säubern und die über Jahrzehnte angesammelte Erde vom Boden abzukratzen. Franziska und Cornelius machten sich mit den gleichen Aufgaben im Weinkeller vertraut und Tabea durfte mit Marcello, unserem zweiten Cappo, die Treppe zu dem zerfallenen Gebäudeteil freilegen. Unser erster Cappo Claudio begann damit, die zerfallenen Mauern wieder herzustellen, tragende Holzbalken zu untermauern und brachte Gitter zum Schutz vor Einbrechern an den Fenstern an.
In dieser Zeit verließ uns Tabea und wechselte in die Schreinerei.
Als wir nach fast vier Wochen harter Schufterei endlich die vorbereitenden Arbeiten größten Teils abgeschlossen hatten, begannen wir die alten Mauern in dem langen Gang neu zu verfugen. Unser Material dafür mischten wir aus Kalk und gewaschenem Flusssand, welche uns der Chef der Baufirma lieferte. An der Außenfassade der Badia wurden die alten Mauern von Gräsern, Sträuchern, Moos und Erde gesäubert und ebenfalls neu ausgefugt. In der fünften Woche kam Christiano, ein junger Restaurator aus Volterra, der für seine hervorragenden Arbeiten bekannt ist. Mit ihm durften im Wechsel Franziska, Saskia und Cornelius arbeiten. Als erste Arbeit war das Verputzen der Stirnwand im Refektorium vorgesehen, an der noch vor einigen Jahren ein Fresco zu sehen war, welches aber leider entfernt und zur Besichtigung nach Volterra gebracht wurde. Parallel hierzu wurden die neuen Fenster eingeputzt und an den Stellen, wo in den Temperamalereien der Putz abgefallen war, dieser wieder angebracht. Des Weiteren wurden fehlhafte Stellen im Gewölbe nachgebessert, Türleibungen eingeputzt und im Außenbereich salzbelastete Oberputze entfernt und neu aufgetragen. Bis auf den ´Antisalz` Grundputz mischten wir auch hier alle Materialien selbst zusammen. Wobei unsere Basis immer Kalk war und wir je nach Anforderung an das Material die verschiedengrobe Körnung und oder Farbpigmente dazugaben.
Als dritte Aufgabe wurde uns der Stuck im Aufgangsbereich anvertraut, welchen wir von der alten Farbschicht in mühsamer Kleinstarbeit mit einem Skalpell freilegten. Über die Risse in den Stuckleisten und der Rosette wurde nun ein ganz dünnes Papier so aufgeklebt, dass es später rückstandslos wieder entfernt werden konnte. Dieses verhinderte, dass die in den Riss injizierte Harzlösung nicht herauslaufen, sich hinter den losen Stellen ausbreiten und diese mit dem festen Grund verbinden konnte.

In der Schreinerei
Der traditionelle Schreinerbetrieb, geleitet von Massimo De Amicis und seinem Vater Dalmazio, der mit seinen 73 Jahren beachtlicherweise noch fleißig an der Arbeit ist. Die beiden Schreiner besitzen eine kleine, aber ordentlich eingerichtete Werkstatt, in der vieles möglich ist. Einmal im Jahr freuen sich die beiden auf das Arbeiten für drei Monate gemeinsam mit den Leonardos. In der Werksatt und auch außerhalb bemerkten wir schnell, dass sie sehr viel Wert auf einen freundlichen und liebevollen Umgang miteinander legen. Trotzdem war es nicht immer ein einfaches Arbeiten, was zum großen Teil an der Verständigung und der sehr stark traditionellen Arbeitsweise lag.
Wir staunten nicht schlecht über die Arbeitsweisen hier in Italien , da die Qualitätsansprüche stark von denen, die wir in Deutschland gewöhnt sind, abweichen. Unser Schwerpunkt im Leonardoprojekt 2013 lag auf dem Herstellen von Haus- und Zimmertüren, ebenso wie die Herstellung und Restaurierung von Fenstern. Darüberhinaus wurden Ausstellungskisten für einen Alabasterladen und verschiedene Reparaturen hergestellt und getätigt.
Wir arbeiteten fünf Tage in der Woche und jeden Morgen gingen wir gemeinsam Frühstücken, was auch zu einem guten Arbeitsklima beitrug. In der letzten Arbeitswoche wurden wir zu einem unvergesslichen Abend beim Seniorchef auf ein Festmahl mit der ganzen Familie eingeladen. Dieser gelungene Abend wird uns sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. Das Arbeiten in den letzten zwei Monaten hat uns ganz viele tolle und erstaunliche Momente bereitet, die uns mit großer Sicherheit im weiteren Leben bestimmt noch das ein oder andere Mal ein Lächeln aufs Gesicht zaubern werden.

Fabula Etrusca

Die Goldschmiede "Fabula Etrusca" (direkt an der Ruine des röm. Theaters liegend) erwies sich für mich als perfekter Projektpartner. Ich hatte dort die Möglichkeit neue Techniken dazuzulernen und bei der Herstellung etruskischen Schmucks behilflich sein zu dürfen. Außerdem entwarf ich Schmuckstücke, um diese später in die Tat umzusetzen. Meine fünf Chefs Patrizia, Luca, Giovanni, Monica und Antonella waren sehr, sehr nett zu mir, geduldig, hilfsbereit und immer bemüht mir etwas Italienisch beizubringen. Die Goldschmiede an sich beeindruckte mich von Beginn an durch deren Ausrüstung! Super Werkzeug und Maschinen, die ich aus Deutschland gar nicht kenne. Ich verbrachte dort acht schöne lehrreiche Wochen und bin dankbar für all die nützlichen Tipps, die ich mit nach Hause nehmen werde!